Interview: Auf einen Kaffee mit Niklas Mischkowski
Interview: Auf einen Kaffee mit Niklas Mischkowski

Interview: Auf einen Kaffee mit Niklas Mischkowski

Von Gitta Walchner | Redaktion: Freiburg im Wandel


Gitta Walchner im Gespräch mit dem Geschäftsführer der
Gemeinwohlökonomie Baden-Württemberg

Wie wird man direkt nach seinem Studium Geschäftsführer der Gemeinwohl-Ökonomie (kurz GWÖ)?
Mein Engagement für die GWÖ fiel zeitlich mit der Gründungsphase des Landesvereins in Baden-Württemberg überein. Und so kam es, dass ich gefragt wurde, ob ich nicht Interesse an der Tätigkeit hätte. Vor dem Hintergrund der spannenden Resonanz in der letzten Landeswahl bei den GRÜNEN dachte ich: Jetzt ist der richtige Moment das auszuprobieren.

Was hat dich an der GWÖ motiviert?
In der Nachhaltigkeitsdebatte landete ich immer wieder bei der Feststellung, dass es Interessenkonflikte zwischen einflussreichen Akteuren gibt, die Veränderungen blockieren. Die GWÖ ist ein stakeholder-Ansatz, bei dem es immer um die Frage zwischenmenschlicher Beziehungen geht. Die GWÖ bietet dabei einen Orientierungsrahmen, wie wir konsequent das Wohl aller wahren, anstatt das Interesse einzelner zu übervorteilen. Das Gesamtkonzept ist dabei konkret genug, um damit zu arbeiten, aber auch offen genug, um im Prozess gestaltet zu werden.

Welche Ziele hast du dir mit der GWÖ für die nächste Zeit gesteckt?
Es gab bereits seit längerem eine Vielzahl an aktiven Regionalgruppen sowie knapp 40 Unternehmen, die die GWÖ unterstützen. Da wir grundsätzlich bottom-up agieren, ist der Kapazitätsaufbau eine sehr zentrale Aufgabe: sozusagen ein „empowerment“ von Bürgern, um als Souverän wieder stärker die Politik zu gestalten. Ähnlich hierzu wollen wir GWÖ-Unternehmen als Gruppe stärker verbinden, sichtbar machen, und in unsere Kommunikation integrieren. Aber wir sind auch in der Bildung sehr aktiv, hier führen wir Schülerworkshops und Lehrerfortbildungen durch.

Und was wäre deine Vision für die nächsten 10 Jahre?
Wenn ich die derzeitigen Entwicklungen weiterdenke, könnte das folgendermaßen aussehen (grinst):
Wir begrüßen, dass die Landespolitik die Messung wirtschaftlichen Erfolgs am Beitrag zum Gemeinwohl ausgerichtet hat.
Wir freuen uns, dass diese Ausrichtung durch einen landesweiten Beteiligungsprozess demokratisch legitimiert wurde und ein Volksentscheid nach 10 Jahren öffentlicher Debatte zugunsten einer Verfassungsänderung ausfiel.
Baden-Württemberg ist das erste Bundesland in Deutschland, in dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile für ihre Gemeinwohlleistungen spüren. Der Titel Musterländle bekommt eine ganz neue Qualität – selbst das amerikanische „Partnerland“ Kalifornien greift die GWÖ-Ideen für seine Nachhaltigkeitsstrategie auf.

Wie kann man die Arbeit der GWÖ unterstützen?
Ob als Privatperson, Unternehmen oder Verein:
Erstens: Mitglied werden – wir suchen aktuell „1.000 für Baden-Württemberg“ – nur so können wir etwas bewegen.
Zweitens: Mitarbeiten – wir suchen idealerweise „1.000 Aktive für Baden-Württemberg“ – denn 99 % des bisher erreichten sind ehrenamtliche Leistungen. Danke an alle die schon dabei sind!
Drittens: Vernetzen und Weitersagen – wir wollen mit anderen Organisationen und Gruppen zusammenarbeiten!
Gemeinwohl ist ein Brückenthema: Einzelne Phänomene (ob Steuerflucht oder Klimakrise) haben gemeinsame Ursachen. Das lässt sich in der Arbeit verschiedener Gruppen kombinieren – global und systemisch denken, lokal und systematisch handeln!


Persönliche Info
Niklas Mischkowski ist 30 Jahre alt, hat den M. Sc. Environmental Governance in Freiburg absolviert und sich beruflich schwerpunktmäßig mit Fragen der Lieferkettenzertifizierung, Stakeholder-Beteiligung, und Geschäftsmodellen von kleinen und mittelständischen Unternehmen beschäftigt. Seine aktuellste Veröffentlichung beschäftigt sich mit der Frage der Auswirkungen der Gemeinwohl-Bilanz auf Mitarbeitende und Kund*innen.


Kontakt

Gemeinwohl-Ökonomie
Baden-Württemberg e. V.

0761 767769-4
ecogood.org/de/bawue

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